Bericht: Tagespost vom 18.08.2019
Diverse Chemikalien, die ein Anwohner auf dem Rehnenhof am Sonntagabend gegen 17 Uhr zusammen mischte, lösten einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei aus.
Was war geschehen? Ein Bewohner der Reichenberger Straße hatte verschiedene Chemikalien aus seinem Haushalt entsorgen wollen – und sie dazu alle in eine 50-Liter-Wanne geschüttet. Wie der stellvertretende Gmünder Feuerwehrkommandant Ludwig Fuchs später mitteilte, handelte es sich dabei um rund drei Kilogramm Natriumhydroxid, etwa sieben Kilogramm Zitronensäure, cirka drei Kilogramm Entkalker sowie um mehrere Kilogramm „nicht definierter Stoffe“. Alles zusammen habe das Gemisch einen „20 Kilogramm schweren Chemie-Cocktail“ ergeben, erklärte Fuchs.
Als der Mann merkte, dass das flüssige Gemisch zu reagieren begonnen hatte, zu kochen anfing und sich starker Qualm bildete, hieß es handeln. Zunächst brachte er seine Frau und sein Kind in Sicherheit, ehe er die Wanne ins Freie trug und die Feuerwehr alarmierte, schilderte Fuchs den weiteren Ablauf. Zum allem Überfluss habe sich der Mann „etwas von dem Gemisch über die Arme geschüttet“, weswegen er zur Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Anwohner werden gewarnt
Derweil hatte der Großeinsatz der Rettungskräfte gerade erst begonnen. Da die Gefahr des Gemischs zu Beginn nicht eingeschätzt werden konnte, gab das Innenministerium von Baden-Württemberg eine Gefahrenmeldung heraus, in der den Anwohner empfohlen wurde, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch sämtliche Lüftungs- und Klimaanlagen sollten abgeschaltet werden. Zudem sperrte die Polizei das Gelände weiträumig ab.
Unterdessen hatten sich Einsatzkräfte der Feuerwehr – darunter auch der Dekontaminationszug der Abteilung Bettringen – spezielle Gefahrgut-Schutzanzüge übergestreift, um das Gemisch genauer unter die Lupe zu nehmen. Gleichzeitig kontaktierte die Leitstelle einen Chemiefachberater, da sich das Gemisch weiter erhitzte und eine Wärmebildkamera Temperaturen zwischen 150 und 200 Grad anzeigte. Der Berater empfahl den Einsatzkräften daher das Gebinde zu kühlen, um einen weiteren Temperaturanstieg zu verhindern – was auch gelang. Gegen 19.10 Uhr habe die Temperatur des Gebindes nur noch bei 70 Grad gelegen, sagte der stellvertretende Feuerwehrkommandant. Zudem habe es sich „leicht verhärtet“.
Damit war der Einsatz aber noch lange nicht zu Ende. Gemeinsam mit den hinzugerufenen Gefahrgut-Spezialisten aus Ellwangen füllten die Einsatzkräfte vor Ort den Chemiecocktail in einen Edelstahlbehälter, kühlten diesen mit Wasser und transportierten ihn anschließend auf den Baubetriebshof auf dem Hardt. Dort soll das Gebinde in der dortigen Salzhalle sicher gelagert werden. Diese sei „wettergeschützt, aber trotzdem offen“, erklärte Fuchs. Lange soll das Gebinde auf dem Hardt aber nicht bleiben. Schon an diesem Montag soll der Chemie-Cocktail fachmännisch entsorgt werden.
Nach mehreren Stunden war der Einsatz beendet. Insgesamt waren 88 Rettungskräfte im Einsatz – 55 Feuerwehrmänner und -frauen, fünf Polizeistreifen und 25 Kräfte des Rettungsdienstes und der SEG E.